Eine Buchbetrachtung zu:
Kurt M. Lehner, Die Frau im hohen Schloss
Roman
Paperback: Books on Demand ISBN-13: 9783756203239
ePUB: Books on Demand ISBN-13: 9783756267903
Bilder von Sonnenaufgängen kennt man viele. Aber von aufgehenden Spiralnebeln?
So überraschend wie das Cover ist die Story: Eine packende Mixtur aus Krimi, Abenteuer, Fantasy, Science Fiction. Erzählt als Reise durch Jahrhunderte und Galaxien, ausgelöst durch einen Mord, und aufgelöst mit einem Showdown. Dazwischen eine dramatische Aufklärungs- und Verfolgungsjagd mit vielen Blicken auf alte und neue, steinerne, metaphysische und musikalische Kulturgüter. Ein Pageturner für Neugierige, die nicht genug kriegen können …
Meer.
Himmel.
Universum.
Welten, in denen nicht die Sonne, sondern
ein Spiralnebel am Horizont aufgeht.
Der Blick geht in die Ferne, in den Raum, in die Zeit. Reisebilder ziehen auf, verdichten sich, erzählen eine fantastische Reise. Über Straßen, durch → Tore und Galaxien, in Städte, ein Schloss.
„Na, wenn du das Tagebuch deiner Reise veröffentlichen solltest, gehörst du auf Erden auch zu den verschrobenen Außenseitern.“
Also kein Tagebuch, sondern ein Kriminal-, Abenteuer-, Fantasy-, Science Fiction-Roman. Schließlich geht’s auch genreübergreifend, verbunden mit der Klammer unserer Kulturgeschichte. Heraus kommt ein Roman, mit dem Kurt M. Lehner seine Qualität als Erzähler auslebt. Die Frau im hohen Schloss entfaltet sich mit kraftvollen Szenen und Dialogen und prägnanten Charakterzeichnungen, wachen Blicken in Landschaften und Firmamente und auf Stadtbilder. Auf den langen Autofahrten wird viel Musik gehört, Klassik, vor allem aber Deutsch-Pop und Deutsch-Rock, und in einem der unvermeidlichen Hotelzimmer geht es um eine deutsche Version des sattsam bekannten Hits → Hotel California.
Die Reise beginnt mit einer Leiche: Rache, Beziehungstat, ein politisches Motiv oder gar ein Ritualmord – was steckt hinter dem Mord an Kemal? Jan, Produzent des Erotik-Kanals Freya-TV, lässt sich auf eine romantische Fahrt nach Südtirol mit Krimhild ein, Stripperin eben bei Freya-TV und eine der Verdächtigen. Beide werden Zeugen eines merkwürdigen Motorradunfalls und begegnen den mysteriösen Kronenwächtern, die Jan mit seiner fast verdrängten Familie konfrontieren: Er ist Nachfahre der mittelalterlichen → Staufer-Dynastie, die Historiker für ausgestorben halten, und wird verwickelt in eine Fehde zweier Dynastien, ausgetragen seit Jahrhunderten und über Planeten und Sternensysteme hinweg. Je weiter die Reise geht, desto mehr kommt alles näher: die Erinnerung an alte Geschichten und Mythen, Fragen des Glaubens und kirchlicher Utopien, der psychotische Umgang mit historischem Erbe, die Frage, ob und wann man konservativ oder rechts ist, vor allem aber die Verfolger von Jan und Krimhild. Es entwickelt sich eine dramatische Jagd bis hin zum Showdown.
Kurt M. Lehner präsentiert mit der Frau im hohen Schloss einen Pageturner mit dem Zeug zu literarischer Popkultur – und Hochkultur, denn es ist nicht nur ein packender Krimi mit der mystischen Auffindesituation einer Leiche, einer dubiosen Ministerialbeamtin und anderen halbseidenen Zeugen, ehrgeizigen jungen oder abgeklärten älteren Kriminalbeamten sowie einer verdächtigen TV-Stripperin und ihrem Chef. Es ist auch ein unzeitgemäßer Kulturführer mit erfreulich klarer Sprache, dem der „woke“ Zeitgeist zu geistlos ist. Es gibt eben mehr Grenzen in Köpfen als zwischen Nationen. Wer das weiß, wird von der Frau im hohen Schloss bestens unterhalten.
Vielleicht geht es im nächsten Roman von Kurt M. Lehner um einen radfahrenden Radiomacher, der auf seinem Sender vor allem Deutsch-Rock spielt, dann auch Songs von Marius Müller-Westernhagen …
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