Eine Buchbetrachtung zu:
Markus Maria Weber, Ein Coffee to go in Togo. Ein Fahrrad, 26 Länder und jede Menge Kaffee
Conbook Verlag, ISBN 978-3-95889-138-8
Auch wenn man schon fast 30 Jahre zusammen lebt, macht man manchmal etwas zum ersten Mal. Diesmal das Vorlesen eines ganzen Buches mit rund 430 Seiten. Das kam so: Anfang September war ich mit meiner Allroundpartnerin beim Gericht, um im dortigen Anwaltszimmer eine berufsrechtliche Angelegenheit zu erledigen (es ging um unsere Identifizierung für die qualifizierte elektronische Signatur [qeS] für die Ausweiskarten zum besonderen elektronischen Anwaltspostfach [beA] – das ist ein Projekt der Digitalisierung des Rechtsverkehrs, das ungefähr so gut startet wie die Eröffnung des neuen Berliner Flughafens [BER]).
Beim Zurückradeln haben wir einen Boxenstop an einem Café eingelegt, um das herrliche spätsommerliche Wetter bei koffeinhaltigen Getränken zu genießen. Die Bestellung führte zur Frage, ob Kaffee “zum hiertrinken oder to go” gewünscht sei. Ich wollte aber keinen “Kaffee Togo” und sagte das auch so, aber die Dame hinterm Tresen hat das Wortspiel ignoriert.
Am nächsten Tag entdeckte meine Frau in der → Buchhandlung unseres Vertrauens eine Neuerscheinung mit dem Titel “Ein Coffee to go in Togo” und schenkte mir das Buch. Der Prolog des Reiseberichts hat mir so gut gefallen, dass ich ihn gleich vorgelesen habe – und danach wollte meine Frau mehr hören. Dabei blieb es nicht, und im Laufe der folgenden zwei Wochen habe ich ihr das ganze Buch kapitelweise vorgelesen – eine Premiere unserer Abendgestaltung.
Es liegt wohl an dem vom Autor gewählten Reisemittel Fahrrad und der humorvollen Beschreibung seiner 14.037 Kilometer und ein Jahr dauernden Reise durch 26 Länder in Europa und Afrika, die das Buch für Vorleser und Zuhörerin so spannend gemacht hat. Es wird sehr anschaulich, dass die Ungewissheiten einer Radreise, bei der der Streckenverlauf und manch anderes nur grob geplant ist, den Reisenden vom Touristen unterscheiden: Abenteuer erlebt am laufenden Meter, oder besser: rollenden Kilometer, wer sich seine Wege über Landesgrenzen hinweg durch Landschaften und Orte selber sucht. Ein roter Faden der Erzählung sind die ungewöhnlichen Begegnungen mit Menschen und Tieren, der sehr wechselhafte Zustand der Wegstrecke, der Infrastruktur und der Gepflogenheiten im Straßenverkehr, die körperlichen Grenzerfahrungen, Erfahrungen an Landesgrenzen und nicht zuletzt wechselnde Kaffeegewohnheiten der Völker der durchquerten Landstriche (mit einer gewöhnungsbedürftigen Konstante in Westafrika).
Erwartungsgemäß hat der am Ziel der Reise in Togo erworbene Kaffee to go den Autor nicht überzeugt – gelohnt hat sich die Reise für ihn aber dennoch, und durch seine Schilderung auch für Vorleser und Zuhörerin.
Es gibt das Buch auch als Hörbuch. Selber Vorlesen geht aber auch!
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